"Übertragung eingegangen." sagte die
nervöse Stimme. Als Zakharov schaute, entstand auf der flachen Tafel
an der Wand über seinem Schreibtisch die Abbildung eines schmalen,
verschwitzten Gesichts. "Ok, wir sind hier Akademiemitglied."
"Zeigen Sie mir was los ist, Dmitri" sagte Zakharov.
"Ja, Akademiemitglied" sagte Dmitri. Die Kamera zuckte von ihm weg. Zakharov
konnte die niedrige, gebogene Form des fremden Tempels, und dann die
tiefschwarzen Wolken der Erschütterung über ihm sehen. Jene Wolken
kräuselten sich nach außen hin in große Ringe. Zakharov
unterdrückte ein Gefühl der Furcht und forderte sich selbst auf,
die Daten über diese Wolkenformungen später zu studieren.
"Hier stehen wir." sagte Dmitri. Die Kamera hielt an dem Energieschild und
der Sichtverhüllung, die den Tempel umringten an und erst dann begann
die Verhüllung zu flackern, als sich die Polarisatiosfilter einschalteten.
Sich von dem Tempel wegstreckend konnte Zakharov die staubige rotbraune Erde
und im Hintergrund dann die dicken Ranken des Xenofungus sehen.
"Infrarot einschalten" hörte Zakharov und innerhalb der Xenofungusmasse
über dem Tempel erschienen ein paar hundert Gestalten. Sie standen absolut
still und ihre Körper erschienen ungewöhnlich dick und stark.
"Die Revolutionsarmee der Dronen" sagte Zakharov.
"Ja, Akademiemitglied" sagte Dmitri. "Es macht nichts aus, daß sie
keine übermäßig hochentwickelten Waffen haben. Keiner will
mit einer Drone im Nahkampf kämpfen. Viele von uns sind nicht gerade
freundlich zu ihnen gewesen. Jetzt ...".
Die Kamera schwenkte an dem fremden Tempel vorbei wieder zur anderen Seite.
Auf dieser Seite wurde Infrarot nicht mehr gebraucht, da der Xenofungus viel
dünner als auf der Rückseite des Tempels war.
Auf einem Haufen etwa 200 Meter vom Sichtschutz entfernt standen tausende
abgerissen aussehender Krieger, ihre Körper waren mager und schmal,
sie trugen Rüstungsstücke, die von schlechter Qualität, aber
in farbigem hellem Rot und Gold waren. Vor ihnen, zwischen vier riesigen
Leibwächtern stehend, war ein etwa sechs Jahre altes, einen kleinen
hellen Dolch in einer Hand haltendes, kleines Kind.
"Cha Dawn und sein Kult." sagte Dmitri.
"Wie lange haben sie dort gestanden?" fragte Zakharov.
"Vielleicht ... vier metrische Stunden jetzt." sagte sein Berater. "Es scheint,
als hätte das Kind hat nicht einmal seine Augen vom Tempel genommen.
Ich denke, daß er noch nicht einmal geblinzelt hat."
Zakharov wandte sich der großen, blassen Frau zu, die neben seinem
Schreibtisch stand. Ihre Augen starrten ihn verdutzt an, aber Zakharov
wußte, daß hinter jenen Augen eine unmenschliche Intelligenz
steckte und alles verarbeitete.
Ich bin genauso eine Kreatur des Verstands wie sie, grübelte Zakharov.
Finden mich die Leute auch so unmenschlich wie sie?
"Das Kind ist ein Fanatiker." sagte sie mit einer sonderbar flachen Stimme.
"Er will den Tempel."
"Sind die Dronen mit ihm verbündet?" fragte sich Zakharov. Diese Frau
verursachte bei ihn ein unbehagliches Gefühl. Er wußte, daß
sie Berechnungen schneller durch ihr kybernetisches Bewußtsein
durchführen konnte, als er durch seine wertvollen grauen Zellen.
"Ein Zusammentreffen wäre sonst zu unwahrscheinlich. Die Dronen sind
unabhängig, aber immer noch beeinflußbar. Vielleicht hat das Kind
ihnen etwas versprochen, wenn sie den Tempel besetzen."
"Vielleicht hat er ihnen ein Zuhause versprochen." sagte Zakharov. "Trotzdem
gibt es nicht viele Dronen in dieser Armee."
"Sie fürchten sich nicht vor dem Sterben." sagte Aki. "Aber sind auch
nicht mein Fall. Das kybernetische Bewußtsein sichert Ihnen seine volle
Unterstützung im Tausch mit all Ihren Information über den fremden
Tempel zu."
"Natürlich" sagte Zakharov. "Aber wir warten darauf, daß sie den
ersten Zug machen."
Tief in den blau beleuchteten Hallen der Ergonomia Basis entschärfte
Sinder Roze gerade eine Sicherheitsmatrix und surfte ihren Weg in die
äußeren Ränder der Datalinks der Universität. Sie machte
einen Kommunikationsknoten ausfindig, hackte sich ein, und übertrug
einen Befehl. Ihre Augen glühten vor Vergnügen, als sie die letzte
Befehlsfolge eingab.
An dem fremden Tempel verschwanden in diesem Augenblick der Schild und der
Sichtschutz.
Reanna öffnete ihre großen blauschwarzen Augen als sie den Klang
eines Geräusches so laut hörte, als ob jeder Knochen in ihrem
Körper krachen würde.
Sie besaß eine besondere Wahrnehmung, die mit jedem vergangenem Tag
größer geworden war und fand heraus, daß dieses Geräusch
das gesammte Tal mit einem Meer aus harmonischen Wellen füllte.
Sie stürzte zu ihrem Bildschirm und scannte die Datalinks. Es gab eine
große Unruhe, da die von einem Kind geführten neuen Kultkrieger
auf Zakharovs Befestigung um den fremden Tempel herum zuzumarschieren begannen.
Und die neue Unruhe unter den Dronen, die das Gebäude für eine
neue medizinische Einrichtung gehalten hatten, zusammen mit Gerüchten
einer Dronenarmee ließen die Gebühren explodieren und Yangs junge
Untergrundgesellschaft kollabieren.
Und über allem waren die dunklen Wolken, die sich in Wellen
kräuselten. Bis hier herunter konnte sie fühlen, wie die Wellen
des Geräusches zunahmen, und sich in Wellen kräuselten, als ob
sie aus einer weit entfernten, aber näherkommenden Quelle stammten.
Das Geräusch erreichte eine hohe Frequenz, zerteilte ihr Gehirn und
transformierte es in ein kleines, helles Licht in ihrem Kopf. Das Licht wurde
der Planet und der Planet wurde ein Feld aus Energie, die sich in gewaltigen
harmonischen Blütenblättern entfaltet.
"Das ist es" sagte sie als sie es plötzlich realisierte. Die Vision
brannte weiter im Auge ihres Verstands. "Sie kommen dafür".
Cha Dawn, das Kind des Planeten, fühlte, wie sein Herz hämmerte,
da der Sichtschutz und der Schild um den fremden Tempel herum fielen. Er
bekam seinen ersten Blick auf den Tempel mit seinen niedrigen gebogenen Formen
und fremden Symbolen.
Er hob seinen schimmernden Dolch hoch und schwang ihn über seine
Streitkräfte. Er sah sie in ihren zerlumpten Rüstungen und ihren
hungrigen Augen an und genoß den Moment. Er konnte fühlen, wie
ihre Erwartung über ihn schwappte und ihn fütterte.
Er gab den Befehl mit einer hohen, kreischenden Stimme. "Jetzt!"
Seine Kräfte donnerten vorwärts. Seine vier Träger hoben ihn
auf einer goldenen Platform hoch und fügten sich in die Armee ein. Er
frohlockte über seine Krieger, die um ihn herum wie eine unaufhaltsame
Flut anstiegen.
Domai sah, wie der Schild von um den fremden Tempel herum fiel, und wartete
darauf, daß die Auswirkungen durch seinen Verstand durchsickerten.
Er nickte.
Er wußte nicht, ob Zakharov von seiner Gegenwart im Xenofungus wußte,
aber es war jetzt nicht wichtig. Er konnte sehen, wie das Kind und seine
Armee in Richtung des Tempels sprinteten. Er wußte, daß die Zeit
gekommen war.
Er und seine Dronenarmee sammelten sich und marschierten vorwärts in
den Kampf.
Als Cha Dawn an den Tempel herankam, konnte er eine niedrige Line aus
Metallkisten stehen sehen, die in einem Ring um den Eingang herum gesetzt
waren. Hinter den Kisten kauerte sich ein Mix aus Universitätguards
mit glatten neuen Waffen und wachsartigen, ausdruckslosen Figuren in weißer
Rüstung, die er als Mitglieder des Bewußtseins erkannte.
Seine Armee blieb nicht stehen. Auf der anderen Seite des Tempels konnte
er die Dronenarmee in ungleichen Reihen marschieren und das Feuer auf die
linke Flanke der Verteidigern des Tempels eröffnen sehen.
Cha Dawn´s erste Welle verschwand in einer Welle aus Feuer und einem
Hagel von harten, explosiven Gegenständen von dem Tempel, aber seine
Armee blieb nicht stehen. Als Cha beobachtete, schoß das feindliche
Bewußtsein mächtige Splittergranaten in perfekt berechneten
Explosionen ab, während die Universitätswachen Schüsse auf
die äußersten Enden seiner Streitmacht richteten.
Fünf von Chas Kriegern sprinteten vorwärts in eine der Barrikaden
und warfen sich in sie, kippten die Metallkisten um und öffneten den
Weg zu den Universitätstechnikern und zwei hohen Positionen des
Bewußtseins. Sie zerrissen den Feind und mehr Kultkrieger liefen zum
Bruch, wobei aber viele im Kugel- und Feuerhagel fielen. Cha konnte
Universitätswachen brechen und rennen sehen, als mehr weißgekleidete
Kämpfer ruhig hinter dem Tempel auftauchten.
Er sah, wie seine Leute begannen, sich hinter den Barrikaden zu verteilen.
Er machte eine eilige Handbewegung und seine Träger liefen in Richtung
des Bruchs, verschiedene andere Krieger stürtzten sich vor ihnen, um
jedes nahende Feuer abzufangen.
Mehre Universitätswachen rannten vor und versuchten den Bruch zu
schließen, aber Cha´s Krieger machten sie mit rohen Metallklingen
und nachgebauten Unitypistolen nieder. Cha sah, wie ein kräftiger
Universitätstechniker zu Boden fiel, und er sprang von seiner goldenen
Platform herunter, um seinen Dolch in den Mann zu stoßen. Er fühlte
sich von Kraft und göttlicher Führung erfüllt.
Über ihm versammelten sich die Wolken in einer Stelle über dem
Tempel und drückten auf den Kampf unter ihnen herunter. Die Wolken wurden
dicker und dunkler, als ob der ganze Himmel des Planeten zu diesem Punkt
gezogen würde.
Kämpfer beider Seiten stoppten um in den Himmel zu sehen. Eine elektrische
Energie hatte die Luft gefüllt; Cha konnte es auf seinem Rücken
und in seinem Haar fühlen. Er fühlte eine fremde Empfindung in
seiner Brust, als ob die Luft zu brennen beginnen würde.
Der Himmel teilte sich mit einem Blitz aus purpurroten Feuer, zerkleinerte
die schwere Wolkenbedeckung in Fragmente und öffnete den Himmel. Ein
anderer purpurner Blitz folgte und ließ die ganze Landschaft deutlich
hervortreten. Menschen wurden wie ausrangierter Abfall zum Boden geworfen
und in einiger Entfernung erreichten zwei Strähnen farbigen Feuers den
Planeten wie Raketen aus dem Herzen einer entfernten Sonne.
Reanna schwankte in die Felder außerhalb ihrer Wohnkuppel, eine weiße
Robe war um sie herum gewickelt. Das purpurrote Feuer hatte ihre Sinne
durcheinandergeschüttelt ... sie konnte nichts mehr sehen und konnte
nur ein tiefes Brummen eines Geräusches wie ein Brüllen hören,
das im Boden pulsierte. Aber irgendwie konnte sie immer noch die entfernten
Hügel sehen/fühlen, wo der Xenofungus wie Kiesel unter fließendem
Wasser schimmerte. Und sie konnte hören, daß die Ranken und
Knötchen schreien.
Sie zog ihre weiße Robe fester um sich und schützte sich gegen
den kalten, feuchten Wind, der das vom der purpurnen Welle verlassene Vakuum
füllte. Die Erschütterung war in Fetzen über den Himmel
ausgebrochen, einer Sammlung der restlichen Planetenkraft, die aufgewirbelt
wurde, um die Ankommenden zu begrüßen.
Und jetzt konnte Reanna die weißen Energielinien über dem Planeten
sehen/fühlen, diese eigenartigen Kometenspuren der Dinge, die ein Wettrennen
zur Oberfläche des Planeten machten.
Es gab noch mehr Leute um sie herum. Sie konnte sie mit ihren nach oben
gerichteten Gesichtern fühlen. Sie konnte fühlen, wie die Angst
in ihren Augen zitterte.
Die zwei Strähnen zeichneten eine harmonische Änderung in das sie
umgebende Geräusch. Dieses veränderte sich langsam und fügte
ihr nicht vertraute Kadenzen in den Planetenchor ein. Über ihr brannte
ein Feuersstrahl von Himmel auf die Oberfläche herunter, mit einer fremden,
glatten Form an seiner Spitze. Reanna schrie.
Etwas schlug auf der Erde wie ein gigantischer Faustschlag auf und stieß
sie zu Boden. Irgendwo in der Ferne erschütterte ein zweiter Schlag
die Welt.
Überall auf dem Planeten blieben die Menschen stehen und beobachteten
den Himmel und vergaßen für einen Moment ihre Waffen. Neue Wesen
tauchten aus Schiffen auf, so fremd und alt, wie die Leere des Raumes, und
die Furcht vor Änderung ging um die Welt.
Etwas war angekommen, oder zwei Etwas und Reanna konnte den alten Haß
gegeneinander fühlen, den sie in sich trugen.
Jetzt waren die Einwohner dieser Welt im Kreuzfeuer gefangen.
Achtung! Kapitel 1-9 englischer Orginaltext Copyright 1999/2000 by
Firaxis, Kapitel 2-9
freie Übersetzung von MatFis
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