"Commander Zakharov. Commander Zakharov! Antworten
Sie." Garland lauschte, suchte die Stille der Kommunikationsverbindung nach
irgendeinem Laut ab.
"Nichts, Captain", sagte Lal.
"Versuchen Sie, einen der Ingenieure zu erreichen. Den hier ..."
"Saki." Lal berührte eine leuchtende Anzeige auf dem Bildschirm, und
die Verbindung wurde sofort hergestellt. "Lt. Saki, bitte kommen. Hier sprechen
Commander Lal und Captain Garland aus dem Kommando-Modul."
Pause, zögern. Doch dann ..."Ja, Sir. Sirs."
"Wie lautet Ihr Befehl, Lieutenant? Welchen Auftrag hat Ihnen Commander Zakharov
erteilt?"
"Er hat uns zum Waffendeck beordert, Sir. Ist dort alles rechtens?" Das letzte
Wort ... 'rechtens' ... klang seltsam in Garlands Ohren, wie ein Wort aus
einem Theaterstück des 19. Jahrhunderts ... so förmlich.
"Hat Ihnen Commander Zakharov etwas Genaueres über Ihren Auftrag gesagt?"
"Nein, Captain. Ist alles okay, Sir?"
"Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Ihren Commander erreichen, Lieutenant.
Wir haben den Kontakt zu ihm verloren und machen uns Sorgen." Es war noch
nicht mal eine Lüge, allerdings auch nicht ganz die Wahrheit, dachte
Garland, als er die Verbindung abbrach.
"Zakharov versucht wohl, die Dinge selber in die Hand zu nehmen, aus Angst
um die Sicherheit seiner Leute. Er möchte Waffen verteilen, und mit
diesen Individuen hier an Bord kann ich ihm das auch nicht verdenken ..."
Garland hielt inne, schaute hoch zum U.N.-Symbol an der Decke des
Kommando-Moduls.
"Was haben Sie jetzt vor, Captain? Wir müssen das Schiff reparieren,
und Zakharov hält sich nicht an seinen Auftrag."
Garland stieß einen Seufzer aus. "Das ist nicht ganz richtig. Die
Sicherheit der Crew ist unsere größte Aufgabe. Ich kann dieses
Problem jetzt nicht mit Zakharov diskutieren, wenn das Schiff noch repariert
werden muß. Aber ich kann losgehen und ihn suchen."
"Moment", antwortete Lal leise und hastig, "zwei von seinen Ingenieuren haben
die Vorkammer des Waffenlagers erreicht. Ich glaube, sie öffnen ..."
Paul Landon und Diana Preuss, Ingenieure unter Zakharovs Kommando,
betätigten den Öffnungshebel und warteten, während sich die
erste Sicherheitstür öffnete. Landon stand an einer Seite und spielte
nervös mit den Muskeln, hielt einen schweren Erschütterungs-Hammer
verkrampft in den Händen. Seine Handflächen waren heiß und
schweißnaß, er schaute zu Diana, wie sie ruhig und eiskalt mit
einem gefrorenen Lächeln im Gesicht dastand.
Ein schmaler Lichtstrahl kam durch die Tür und breitete sich aus, je
weiter sie aufschwang. Landon fing Preuss' blick auf, und sie bewegten sich
beide zur Seite, lauschten angestrengt im Schatten wartend. Nachdem sich
die Türen vollständig geöffnet hatten, schauten sich die beiden
an, unterhielten sich nur über ihre Blicke.
Vorsicht und Diskretion, hatte Zakharov ihnen eingeimpft und sie zu den
Koordinaten an der anderen Seite dieses Vorzimmers gelotst, das sie
geöffnet hatten. Vorsicht - weswegen?
Sie warteten lange Augenblicke, wagten kaum zu atmen. Landons Sinne waren
angespannt ... er glaubte, die Ruhe in den Tiefen des Schiffes rumoren zu
hören, und er fühlte den Puls in seinen Ohren. Die Vorkammer lag
in Dunkelheit gehüllt vor ihnen. Landon griff an sein Handgelenk und
zeigte nach innen ...
Preuss bewegte sich genau andersherum. Sie zeigte auf den Boden.
Ein schwacher Schatten, der aus der Vorkammer fiel, bewegte sich leicht,
so, als würde sich irgendwas zwischen vielen verschiedenen Lichtquellen
bewegen. Ein kleiner Seufzer entfuhr Landon.
Hinter ihnen waren Schritte zu hören, und ein weiterer rotgekleideter
Ingenieur betrat den Gang, seine Schritte auf dem metallenen Boden hallten
durch das Schiff. Landon drehte sich um ... es war Ritzka, ein weiterer Ingenieur
mit Kampfausbildung, der früh eintraf. Zufall?
Landon begann, ihn mit Gesten zu warnen, aber Ritzka hatte schon verstanden.
Für den Bruchteil einer Sekunde verharrte er, wie angewurzelt, dann
warf er sich zur Seite.
Ein kleines Krachen war zu hören und ein harter metallischer Aufschlag.
Landon schaute entsetzt in den Gang, als er Panik in Ritzkas Augen sah und
dieser blitzschnell in den Schatten des Gangs in Deckung robbte. Dieses Krachen
...
Da. Landon konnte es genau sehen ... ein kleines Loch, so, als wäre
das Metall der Wand mit einem glühenden Stück Kohle geschmolzen
worden, ungefähr drei Fuß von der Stelle entfernt, an der Ritzka
gestanden hatte. Eine Splitterpistole, die einzelne Schüsse abfeuerte,
anstatt eine Salve; die Schußstärke war nicht sehr hoch eingestellt,
so daß das Metall nicht durchlöchert wurde.
Landon zog sich weiter zurück, sein Atem ging ruhig und flach. Seine
Finger tasteten nach dem Ein-Schalter des Erschütterungs-Hammers, aber
er aktivierte ihn noch nicht. Er hörte das Rascheln von Kleidung und
dann ein leises Klicken auf einem Sensorfeld aus der Vorkammer.
Seine Augen schauten schnell hinüber zu Preuss, und er sah das kurze
Nicken. Seine Muskeln, schmerzend vom angespannten Warten, schleuderten ihn
nach vorne, als er in die Vorkammer stürmte. Helle Lichter brannten
für einen kurzen Moment in seinen Augen, und er erhaschte einen schnellen
Blick auf den schmalen, zylindrischen Raum mit den roten Mustern an den
Wänden und weiteren versiegelten Türen, an dessen Seite ein kleiner
aber muskulöser Mann in einer roten Sicherheitsunifom an der Wand kniete
und etwas in seine Schnellverbindung eingab.
Landon stieß den Atem aus und fühlte, wie der
Erschütterungs-Hammer in seinen Händen zum Leben erwachte. Der
Wächter rollte sich schnell ab, und eine kleine Splitterpistole erschien
in seinen Händen. Er bewegte seinen Arm so, als ob er nachladen würde,
aber die Pistole war immer noch auf Impuls-Modus gestellt, und so konnte
Landon das pock, pock, pock der einschlagenden Einzelschüsse im Metall
hören.
Er machte einen Satz nach vorne, verlor den Boden unter den Füßen
und spürte, wie der Hammer auf den Boden donnerte und eine nervtötende
Erschütterung durch seine Hände und Arme jagte.
Jetzt überschlugen sich die Ereignisse: Er konnte sehen, wie Preuss
katzengleich in den Raum sprang, und dann hörte er zwei weitere
Einschläge und einen dumpfen Aufschlag. Preuss fiel schnell und ungebremst
mit dem Gesicht zuerst auf den Boden, so, als würde sie gefällt.
Landon konnte den Aufprall deutlich hören, als er wieder auf die
Füße kam und der Wächter sich wegrollte.
Stille - einen Herzschlag lang, der kleine Mann stellte etwas an seiner Waffe
um.
Nein.
Landon stolperte vorwärts, fühlte wie die Übelkeit in ihm
aufstieg, roch den Schweiß der Verzweiflung, als er versuchte, mit
gesenktem Kopf vorwärts zu kommen. Er hörte Preuss' Schrei, der
plötzlich abriß, dann ein Summen und plötzlich war der Raum
mit einer schwarzen Wolke gefüllt, und er sah wie ihr Körper
erfaßt und gegen die Wand geschleudert wurde.
Er fiel auf die Knie, schwang den Erschütterungs-Hammer und fühlte,
wie der Aufschlag seine Arme und Knochen erfaßte, als er mit Wucht
den kleinen Mann an einer Kopfhälfte traf. Landon hörte ein
fürchterliches Schnappen, und schaute weg, spürte, wie sein rechtes
Bein begann, wie Feuer zu brennen. Sein Mund öffnete sich, seine Muskeln
verloren jeden Halt, er sah das Blut an den Wänden, sein Blut, aus einem
Bein, das irgendwie nicht mehr zu ihm gehörte ...
Blut klebte an den Wänden der Unity. Es wurde dunkel, und Landon fiel
...
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